Brutvogelkartierung BL

Programm und Rahmen

 

Seit 2008 werden in sechs Landwirtschaftsgebieten Basellands Brutvogelkartierungen durchgeführt. Die Daten ermöglichen wichtige Rückschlüsse über Auswirkungen auf die Brutvogelfauna durch Veränderungen der landwirtschaftlichen Nutzung im Kanton. Solche Kenntnisse sind zentral für einen wirkungsvollen Naturschutz: So zeigen die Daten unter anderem eindrücklich den Nutzen von Buntbrachen und die damit verbundene starke Zunahme des Schwarzkehlchens, werfen aber auch den Blick auf die desolate Entwicklung der Feldlerche, welche ohne Massnahmen bald ganz aus dem Kanton verschwinden könnte.

Darüber hinaus kommen dank den vielen, im Feld verbrachten Kartierungsstunden auch wertvolle Zusatzinformationen zusammen. So wurde ein bisher unbeachtetes Problem bemerkt, welches sich leicht lösen lässt: Das Aufheben von Buntbrachen mit abgelaufenen Verträgen im Frühling und damit genau zur Unzeit für die Arten, die eigentlich mit Brachen gefördert werden sollen. Mit einer Auflage, dass Brachen nur im Winterhalbjahr entfernt werden dürfen, ist dieses relativ leicht zu lösen.

Die Kartierungen wurden 2008-2015 durch das Projekt HOPP HASE organisiert. Seit 2016 werden die Kartierungen im Rahmen eines Projekts des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbands BNV durchgeführt. Mittlerweile decken die Daten somit 17 Jahre ab. Die Finanzierung seit 2016 und bis 2025 ist via Swisslos-Fonds Basel-Landschaft sichergestellt.

Im Fokus stehen Kulturlandbewohner, zum Beispiel Feldlerche, Neuntöter, Goldammer, Gartenrotschwanz, Schwarzkehlchen und Turmfalke. Vogelarten in der Landwirtschaft sind überproportional gefährdet, dies zeigt die schweizerische Rote Liste der Brutvögel. Der schweizweite Negativtrend der Feldlerche konnte nach wie vor nicht gestoppt werden. Allein in den letzten 17 Jahren ist der Bestand in den sechs Untersuchungsgebieten um rund 70% zurückgegangen, von 75 auf nur noch 22 Reviere. Dieser Rückgang wiegt umso schwerer, als dass es sich bei den sechs Untersuchungsgebieten um die besten Feldlerchengebiete des Kantons mit über 80% aller Reviere handelt. Griffige Massnahmen sind hier mehr denn je notwendig und dringend!

Das Programm ist ein Projekt des Basellandschaftlichen Natur- und Vogelschutzverbands BNV. Die grosse Mehrheit der Kartiererinnen und Kartierer sind Mitglieder des BNV und zeigen durch ihren Einsatz ein hohes Mass an Engagement. Immer wieder finden dabei auch Absolventinnen und Absolventen der BNV-Feldornithologiekurse hier einen spannenden Einstieg in die Welt der Vogel-Kartierungen.

Die Projektkoordination und -organisation wird durch Nicolas Martinez bei Hintermann & Weber AG sichergestellt.

Zusammenfassung der Ergebnisse aus der Beobachtungsperiode 2024

In den letzten 17 Jahre wurden durchschnittlich rund 550 Reviere der 46 lückenlos untersuchten Arten pro Jahr festgestellt. Eher tiefe Revierzahlen gab es von 2012 bis 2015, danach lagen die Werte etwas höher, mit Rekordwerten von 614 und 613 Revieren in den Jahren 2019 und 2021. Das Jahr 2023 markierte schliesslich mit bloss 508 Revieren den tiefsten Wert seit 2005 (505 Reviere). Im Jahr 2024 wurden 564 Reviere festgestellt und somit trotz nasskaltem Frühlingswetter deutlich mehr als noch im Vorjahr.

Seit 2009 sind die Revierzahlen in Laufen am stärksten gestiegen, im Schnitt um 2.9 Reviere/Jahr. Zugenommen hat die Revierzahl auch in Reinach (+1.2) und Therwil (+0.7). Dem gegenüber verzeichneten Anwil (-0.3), Wenslingen (-0.6) und Brislach (-1.1 Reviere/Jahr) leichte Abnahmen.

Ein Vergleich mit dem Flächenanteil an Biodiversitätsförderflächen (BFF) zeigt, dass die negativste Entwicklung im Gebiet beobachtet wird, welches am wenigsten BFF aufweist. Bei den restlichen 5 Gebieten wird ersichtlich, dass hohe BFF-Anteile nicht automatisch zu einer positiven Entwicklung der Vogelbestände führen, insbesondere wenn es sich dabei vornehmlich um extensiv genutzte Wiesen ohne besondere Qualität handelt. Der Vergleich zeigt, dass neben der Quantität auch die Lage, der Typ und die Qualität der BFF entscheidend sind in Bezug auf deren Wirkung auf die Brutvogelbestände.

Bei den einzelnen Arten erwähnenswert sind unter anderem die Beinahe- Besiedlung von eigens für die Art angebrachten Nistkästen durch Dohlen in Reinach, die erfreulich hohen Revierzahlen der Feldlerche und ein neuer Rekordwert bei der Zaunammer.

Jahresbericht 2024

Artikel aus der Volksstimme vom 7. November 2024

Weitere Ergebnisse vergangener Jahre:

Jahresbericht 2023

Jahresbericht 2022

Schlussbericht Brutvogelkartierung BL 2016_2020